Hohe Brandgefahr zu Weihnachten | Neues Waldbrandprojekt
In vielen Gebieten Österreichs hat es seit zwei Monaten keinen ergiebigen Niederschlag gegeben. So sind etwa in Zeltweg, Steiermark, in den vergangenen 60 Tagen von normalerweise 80mm Niederschlag nur 2mm gefallen. Während in den Tal- und Beckenlagen feuchtes Nebelwetter dominiert, ist es darüber vielerorts sonnig und trocken. In Verbindung mit der Dürre steigt auch die Waldbrandgefahr. Sie ist vor allem in Südösterreich für die Jahreszeit außergewöhnlich hoch.
Mit fast 1,5 Quadratkilometer verbrannter Waldfläche ist 2015 bis jetzt das flächenmäßig drittstärkte Waldbrandjahr seit 1993. Betrachtet man die Gesamtzahl an Bränden, liegt 2015 mit mehr als 270 Waldbränden sogar an erster Stelle. Durch die lange Trockenheit in Südösterreich treten fast täglich Waldbrände auf – eine Situation, die man eher aus dem Frühjahr oder Sommer kennt. Während in den heißen Sommermonaten 30–40% aller Waldbrände durch Blitze ausgelöst werden, sind in den Wintermonaten sämtliche Brände auf den direkten oder indirekten Einfluss des Menschen zurückzuführen. Die aktuelle Lage ist vergleichbar mit der Rekordtrockenheit im Herbst 2011, als im November mehr als zwanzig teils großflächige Waldbrände verzeichnet wurden. Die hohe Waldbrandgefahr in Österreich wird von den verfügbaren Modellen nur unzureichend erfasst, da die frühwinterliche Trockenheit bei der Abschätzung der Feuergefahr nicht ausreichend abgebildet wird. Besonders hoch ist die Waldbrandgefahr von Osttirol über Kärnten, den Lungau, weite Teile der Steiermark und des Burgenlands. Auch in manchen Gebieten Vorarlbergs, Nordtirols und Niederösterreichs ist sie erhöht. Dabei sind in erster Linie die Gebiete oberhalb der Nebelzonen gefährdet, also Lagen ab etwa 1000 Meter Seehöhe. Hier kann schon der Funken einer Zigarette ausreichen, um einen Großbrand zu entfachen.
Niederschlag ist im Süden weiter nicht in Sicht. Die aktuellen Wetterprognosen deuten sogar darauf hin, dass es bis ins neue Jahr hinein trocken bleiben dürfte. Damit könnte die Brandgefahr zum Jahreswechsel noch einmal ansteigen, denn fast jedes Jahr werden zu Silvester Waldbrände verzeichnet, hauptsächlich ausgelöst durch Feuerwerkskörper. In Verbindung mit der aktuellen Rekordtrockenheit ist hier besondere Vorsicht geboten.
Waldbrandforschung an der BOKU
An der Universität für Bodenkultur in Wien am Institut für Waldbau werden seit 2008 das Auftreten, die Verteilung, Ursachen und Charakteristika von Waldbränden in Österreich im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte analysiert. Die Datenreihe erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und umfasst rund 5000 Feuer. Im Frühjahr 2013 wurde vom Institut für Waldbau eine Online-Plattform entwickelt, die eine einfache Erhebung und Analyse von Waldbränden ermöglicht. Die Web-GIS Applikation Fire Database ist frei zugänglich und ermöglicht Interessierten über eine interaktive Karte Waldbrandereignisse abzufragen und Statistiken oder Grafiken zu erstellen.
> Waldbrand-Datenbank Österreich
Anfang Dezember 2015 startete am Institut für Waldbau die von den Bundesländern und dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft finanzierte Forschungskooperation Österreichische Waldbrandinitiative II (Austrian Forest Fire Research Initiative – AFFRI 2), welche die Untersuchungen zu Waldbränden in Österreich vorantreiben und das Wissen über Vegetationsfeuer vertiefen soll. Ein Ziel des Projekts ist die verbesserte Vorhersage von Waldbränden, wobei Faktoren wie Wetter, Vegetation, Gelände und menschlicher Einfluss berücksichtigt werden.