Brandkatastrophe Kalifornien
Die verheerenden Wald- und Buschbrände in Kalifornien haben in den letzten Tagen mehr als 70 Menschenleben gefordert. Hunderte Personen werden noch vermisst, mehr als 10.000 Häuser wurden zerstört. Damit handelt es sich um das tödlichste Feuer in der Geschichte des amerikanischen Staates. Inzwischen sind die großflächigen Waldbrände, die rund 1000 Quadratkilometer erfasst haben, zum überwiegenden Teil unter Kontrolle.
> Bericht zu den Waldbränden in Kalifornien auf orf.at
Bei der Suche nach der Ursache der massiven Brände wurden bereits verschiedene Theorien geäußert. Tatsächlich dürfte es aber nicht den „einen“ Grund geben, sondern mehrere Faktoren zusammengespielt haben.
Zunächst sind sicherlich die außergewöhnlichen Witterungsbedingungen zum Zeitpunkt der Katastrophe als Ursache für das extreme Ausmaß der Brände zu nennen. Dürre in Verbindung mit stürmischem Wind führte zu einer rasanten Ausbreitung der Flammen – eine Flucht war teilweise nicht mehr möglich. Auffällig ist auch die Häufung an extremen Waldbrandereignissen in den letzten Jahren. Es ist wahrscheinlich, dass diese Zunahme mit dem anthropogen bedingten Klimawandel zusammenhängt; eine Annahme, die von zahlreichen Experten aus der Klima- und Waldbrandforschung gestützt wird.
Nicht immer wurden und werden bei der Errichtung von Gebäuden die empfohlenen Schutzmaßnahmen umgesetzt, etwa hinsichtlich des Abstandes zu brennbarer Vegetation oder betreffend vorbeugender Brandschutzmaßnahmen – ein Thema, das unter dem Begriff Wildland-Urban-Interface (WUI) zusammengefasst wird und auch in Europa an Brisanz gewinnt.
Zudem sind die Waldstruktur und das Forstmanagement in Kalifornien bzw. in den USA generell nicht mit mitteleuropäischen Verhältnissen zu vergleichen. Beispielsweise gibt es große Waldflächen, die wenig bewirtschaftet werden, wodurch sich viel brennbares Material ansammeln kann und die Gefahr von Vollbränden erhöht ist. Daneben ist das Forststraßennetz weitaus weniger dicht, als etwa in Österreich. Ein Zufahren und das direkte Bekämpfen von Bränden ist gerade in der entscheidenden Entstehungsphase mitunter nicht möglich.
Auch muss die Struktur des Feuerwehrwesens berücksichtigt werden. In den USA gibt es zahlreiche professionelle Waldbrand-Bekämpfungseinheiten. Allerdings existiert kein Netz aus Freiwilligen Feuerwehren, wie es in Österreich der Fall ist. Gerade bei Beginn eines Brandes ist jedoch ein dichtes Netzwerk entscheidend, wie die heimischen Erfahrungen zeigen: Bei den meisten gemeldeten Waldbränden kann innerhalb von zwanzig Minuten mit der Brandbekämpfung begonnen werden – ein internationaler Spitzenwert. Dies dürfte einer der Hauptgründe sein, weshalb Waldbrände in Österreich selbst unter brandgefährlichen Witterungsbedingungen überwiegend klein bleiben.
Zuletzt muss bei der Brandkatastrophe in Kalifornien ein weiterer Punkt beachtet werden: Waldbrände entstehen nicht von selbst – es braucht eine Zündquelle. 95 % aller unkontrollierten Vegetationsbrände weltweit werden direkt oder indirekt durch den Menschen ausgelöst. Als einzige relevante natürliche Ursache sind Blitzschläge zu nennen, diese dürften jedoch in Kalifornien keine Rolle gespielt haben. Daraus folgt, dass die verheerenden Waldbrände anthropogen ausgelöst wurden – vorausschauendes Handeln hätte sie womöglich verhindern können.