Jahresrückblick 2022
Das abgelaufene Waldbrandjahr kann folgendermaßen charakterisiert werden: Ein brandintensiver März, eine leicht überdurchschnittliche Anzahl an Waldbränden und die größte Waldbrandfläche seit 120 Jahren.
Das Jahr 2022 startete in Österreich mit einem zu trockenen Januar und Februar. Ende Februar stellte sich eine längere Trockenperiode ein. Verbreitet gab es bis Ende März nur wenige Millimeter Niederschlag. Dazu war es oft überdurchschnittlich warm. Die Folge waren zahlreiche Waldbrände, mit einem Höhepunkt in den letzten beiden Märzwochen. Besonders viele Waldbrände sind durch ausgebrachte heiße Asche ausgelöst worden. In Summe wurden im März 82 Waldbrände registriert. In den letzten zwanzig Jahren gab es in diesem Monat nur 2012 mehr Waldbrände (damals 99).
Der folgende April war durchschnittlich temperiert, die Niederschläge leicht unter dem Mittel. Längere Trockenperioden blieben aus. Der Mai war zwar warm, allerdings verteilten sich die Niederschläge räumlich und zeitlich gleichmäßig. In beiden Monaten wurden kaum Waldbrände verzeichnet. Es folgte der viertwärmste Juni der Messgeschichte – aufgrund der ergiebigen Niederschläge gab es auch hier kein erhöhtes Aufkommen von Waldbränden.
Im Juli und August nahm die Zahl an Waldbränden unterstützt durch mehrere Hitzewellen zu. Im Juli sind 30 Waldbrände verzeichnet worden, im August knapp 40. Der September war ausgesprochen kühl und feucht, relevante Waldbrände wurden nicht verzeichnet. Obwohl die letzten drei Monate des Jahres zu warm und regional abermals zu trocken ausfielen, traten kaum noch Waldbrände auf.
Insgesamt sind im Jahr 2022 mit Stand von heute (12.01.2023) 217 Waldbrände in Österreich registriert worden. Das liegt etwas über dem Schnitt der letzten zwanzig Jahre.
Außergewöhnlich ist hingegen die von unkontrollierten Vegetationsbränden betroffene Waldfläche: Im Jahr 2022 sind rund 550 Hektar Waldboden von Bränden geschädigt worden; vermutlich der höchste Wert seit mehr als hundert Jahren. Hierfür waren vor allem drei Großbrände (allesamt auf Truppenübungsplätzen) mit zusammen mehr als 500 Hektar betroffener Waldfläche ausschlaggebend. Berücksichtigt man zusätzlich alle anderen Vegetationsbrände (Flur, Schilf, Grasland), so sind 2022 mehr als 1200 Hektar Vegetation (12 km²) in Brand geraten. Auch hierbei handelt es sich um den höchsten Wert seit Jahrzehnten.
Der mit Abstand größte Vegetationsbrand des Jahres – und vermutlich auch das flächengrößte Waldbrandereignis seit 120 Jahren – ereignete sich am 26. März am Truppenübungsplatz Allentsteig in Niederösterreich. Bei Schießübungen geriet das trockene Gras in Brand, die Flammen breiteten sich auf angrenzende Waldflächen aus. Aufgrund der Munitionsbelastung des Gebietes konnte das Feuer nur eingeschränkt bekämpft werden. Erst nach Tagen wurden die letzten Glutnester gelöscht. In Summe standen mehr als 800 Hektar Vegetation in Flammen, davon rund 400 Hektar Wald.
Das intensivste Waldbrandereignis des Jahres wurde am 13. Juli am Truppenübungsplatz Großmittel (Niederösterreich) verzeichnet. Bei einer Gesamtbrandfläche von 70 Hektar sind rund 50 Hektar Schwarzkiefernwald in Brand geraten. Hierbei konnte verbreitet Kronenfeuer beobachtet werden.
Die regionale Verteilung der Waldbrände im Jahr 2022 spiegelt den langjährigen Trend wider. 48 Waldbrände gab es in der Steiermark, 47 in Niederösterreich, 35 in Kärnten und jeweils 27 in Oberösterreich und Tirol. Für Oberösterreich bedeutet dies ein überdurchschnittliches Waldbrandgeschehen. Die geringste Zahl an Waldbränden wurde in Vorarlberg (7) und Wien (3) dokumentiert.
Hinsichtlich der Ursachen der Waldbrände in Österreich können im Jahr 2022 82% auf anthropogene Einflüsse zurückgeführt werden, also den direkten oder indirekten Einfluss des Menschen. Bei rund 20% aller Waldbrände werden Zigaretten als Auslöser vermutet, bei etwa 15% heiße Aschen. Für 10% der Waldbrände ist Brandstiftung wahrscheinlich oder möglich. 18% aller Waldbrände im Jahr 2022 sind auf Blitzschläge zurückzuführen. Die meisten der natürlich ausgelösten Feuer blieben, ähnlich wie in den letzten Jahren, Entstehungs- oder Kleinbrände.