Extrembrand Gänserndorf
Der Waldbrand, der letzte Woche bei Gänserndorf im Weinviertel (Niederösterreich) die Einsatzkräfte in Atem gehalten hat, ist gelöscht – ein Rückblick auf dieses außergewöhnliche Brandereignis (Fotos © Mortimer Müller, Institut für Waldbau)
Am Montagnachmittag, den 02.09.2024 entzündete sich bei Mäharbeiten eine trockene Wiese nahe eines Waldstücks. Durch den lebhaften Südostwind, die herrschende Hitze und die sehr geringe Luftfeuchtigkeit breiteten sich die Flammen rasch aus, sprangen über einen Feldweg und erfassten ein weiteres Waldgebiet. Kurzfristig mussten mehrere Wohnhäuser evakuiert werden, da ein Übergreifen der Flammen befürchtet wurde.
Am Ende des Waldgebiets konnte der Brand entlang einer Landesstraße durch den massiven Einsatz der Feuerwehrkräfte gestoppt werden. Durch Funkenflug geriet jedoch eine angrenzende Wiese in Brand, die Flammen bedrohten einen nahen Pferdestall. Am späten Nachmittag war das Feuer unter Kontrolle, die Nachlöscharbeiten zogen sich über mehrere Tage. HIER ist ein Online-Bericht des Waldbrandes auf noe.orf.at zu finden.
Das Institut für Waldbau hat drei Tage nach Brandausbruch die Fläche in Abstimmung mit der Forstbehörde besichtigt und erste Daten erhoben. So konnten die Brandparameter abgegangen, die Brandintensität ermittelt und eine Drohnenbefliegung durchgeführt werden. Durch das Feuer wurden mehr als 33 Hektar Vegetation geschädigt, davon 30,5ha Waldboden. Damit handelt es sich nach dem Großbrand in Wildalpen im April um das zweite – für österreichische Verhältnisse – extreme Waldbrandereignis dieses Jahr.
Besonders außergewöhnlich waren das Brandverhalten und die Brandintensität. Vermutlich führte die Kombination aus Windeinfluss, Trockenheit, Hitze, einer geringen Luftfeuchtigkeit von unter 25% und der Vegetationsstruktur (stark ausgeprägte Strauchschicht, stellenweise viel Totholz) dazu, dass an mehreren Stellen Kronenfeuer aufgetreten ist.
Das ist insofern bemerkenswert, als es sich bei den waldbildenden Bäumen um Laubgehölze, überwiegend Eichen und Robinien (mit wenigen Schwarzkiefern) handelt. Aus den letzten Jahren oder sogar Jahrzehnten gibt es keinen vergleichbaren Fall, bei dem in einem von Laubholz dominierten Bestand die Baumkronen verbrannt wären. Dieser Waldbrand könnte ein Indiz dafür sein, dass sich das Waldbrandregime in Österreich ändert und wir uns in Zukunft vermehrt auf Brände einstellen müssen, die höhere Intensitäten erreichen – und das auch in Waldbeständen, die bisher ausschließlich von (weniger intensiven) Bodenfeuern geprägt waren.
Weitere Untersuchungen, etwa zur Mortalität der Eichen, sind auf der Brandfläche geplant, um die Überlebensfähigkeit der Bäume zu untersuchen und die weitere Entwicklung abzuschätzen. „Vernichtet“ ist der Wald jedenfalls – entgegen mancher Medienberichte – nicht. Es ist davon auszugehen, dass auf der Brandfläche rasch wieder Gräser und Kräuter wachsen und viele der geschädigten Sträucher und Bäume neu austreiben werden.