Jahresrückblick 2017
Das Jahr 2017 war geprägt von einem außergewöhnlich kalten Januar, gefolgt von einer sehr warmen ersten Jahreshälfte. Während der Juni der zweitwärmste in der Messgeschichte war, wurde der März mit einer Temperaturabweichung von +3,5°C sogar der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1768. Die zweite Jahreshälte, besonders der September und November, war frisch und allgemein feucht. Auch in den warmen Monaten blieben lange Trocken- oder Hitzeperioden aus – was sich in der Waldbrandstatistik niederschlägt und ein Mitgrund für die geringe Anzahl an Großbränden sein dürfte. Ausführliche Informationen zum meteorologischen Jahr 2017 finden Interessierte auf der Seite der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.
Die österreichische Waldbrand-Datenbank am Institut für Waldbau, Universität für Bodenkultur Wien, umfasst mittlerweile mehr als 6000 Brandereignisse. Der erste registrierte Waldbrand stammt aus dem Jahr 1540. Ab 1993 – also seit 25 Jahren – ist die Waldbrand-Datenbank hinsichtlich größerer Brandereignisse konsistent, ab 2003 sind nahezu alle relevanten Waldbrände erfasst. Im Zeitraum der letzten 25 Jahre konnten mehr als 4000 Waldbrände in Österreich aufgearbeitet werden.
Im Vergleich mit dem homogenisierten Datensatz seit 1993 zeigt das Jahr 2017 mit 263 Waldbränden eine außergewöhnliche hohe Anzahl an unkontrollierten Feuern, die nur von 2011 und dem Rekordjahr 2015 übertroffen wird. Allerdings gilt dies nur, wenn sämtliche Brände berücksichtigt werden, also auch Kleinstbrände mit weniger als 100m² betroffener Fläche. Die zweite Grafik zeigt die Verteilung, wenn nur Waldbrände ab 100m² in die Statistik einfließen (Brände mit unbekannter Flächengröße sind hier nicht enthalten).
Anzahl der Waldbrände in Österreich 1993 bis 2017 | © 2018 Institut für Waldbau, BOKU Wien
Anzahl der Waldbrände in Österreich 1993 bis 2017 (ab 100m²) | © 2018 Institut für Waldbau, BOKU Wien
Berücksichtigt man in der Statistik nur jene Waldbrände, die mindestens ein Hektar Brandfläche erreichten, ist bei der Entwicklung des jährlichen Waldbrandgeschehens in Österreich kein eindeutiger Trend mehr zu erkennen. Dabei ist zu bedenken, dass durch den Klimawandel ein Anstieg der Waldbrandgefahr stattfindet, aber auch, dass sich etwa die Schlagkraft der österreichischen Feuerwehren in den vergangenen Jahren verbessert hat, was ein Mitgrund sein könnte, weshalb die durchschnittliche Anzahl an Großbränden stagniert.
Anzahl der Waldbrände in Österreich 1993 bis 2017 (ab 1 Hektar) | © 2018 Institut für Waldbau, BOKU Wien
Außergewöhnlich war 2017 die Anzahl der Waldbrände, die durch Blitzschlag ausgelöst wurden (die einzige relevante, natürliche Ursache in Österreich). Für rund 30% aller Feuer konnte Gewitteraktivität als Auslöser festgestellt werden. Nur in den Jahren 2006 und 2013 gab es relativ gesehen mehr Waldbrände durch Blitzschlag, wie die folgende Grafik zeigt.
Ursachen der Waldbrände in Österreich 1993 bis 2017 | © 2018 Institut für Waldbau, BOKU Wien
Sieht man sich das Jahr 2017 im Detail an, fällt die hohe Anzahl an Waldbränden im Juni auf. Obwohl auch hier – bis auf den äußersten Nordosten – eine längere Trockenperiode oder eine extreme Hitzewelle ausgeblieben sind, sorgte die Abfolge von mehreren heißen Tagen gefolgt vom Durchgang gewittriger Störungen immer wieder für Waldbrände, viele davon durch Blitzschlag ausgelöst. Relativ gesehen noch mehr Blitzschlagbrände gab es im Juli und August. Viele davon waren jedoch nur kleinflächig und konnten rasch gelöscht werden. Über die Sommermonate Juni, Juli und August gesehen waren Blitzschläge für mehr als 50% aller Waldbrände verantwortlich – ein neuer Rekordwert in der österreichischen Waldbrand-Datenbank.
Anzahl und Ursache der Waldbrände in Österreich 2017 | © 2018 Institut für Waldbau, BOKU Wien
Auch im April (47) und Juli (44) wurden relativ viele Waldbrände verzeichnet. Im September gab es hingegen nur ein einziges Feuer in einem Waldgebiet, der Dezember blieb gänzlich waldbrandfrei. Der größte Waldbrand des Jahres ereignete sich am 24. April zwischen Oberwart und Buchschachen im Burgenland. Möglicherweise ausgelöst durch eine schlecht abgelöschte Feuerstelle gerieten mindestens drei Hektar Schlagfläche und ein fichtendominierter Mischwald in Brand. Das intensive und sich rasch ausbreitende Lauffeuer musste von einem Großaufgebot der Feuerwehren bekämpft werden. Immer wieder flackerten Glutnester auf, sodass ein „Brandaus“ erst nach zwei Tagen erfolgen konnte.
> Bericht der FF Buchschachen zum Waldbrand am 24. April
Die meisten Waldbrände des Jahres gab es in Kärnten (61). Bei vielen dieser Feuer handelte es sich allerdings um Blitzschlagbrände von wenigen Quadratmetern. In der Steiermark wurden 56 Waldbrände registriert, 53 waren es in Niederösterreich, gefolgt von Tirol (47). In den restlichen Bundesländern gab es deutlich weniger Brände: Oberösterreich (20), Salzburg (11), Burgenland (9), Vorarlberg (3) und Wien (3). Der Bezirk mit den meisten Waldbränden war Spittal an der Drau in Kärnten. Hier kumulierten sich im abgelaufenen Jahr 19 Waldbrände. Die folgende Grafik stellt die Verteilung der Waldbrände nach Monaten und Bundesländern dar.
Anzahl der Waldbrände in Österreich 2017 nach Bundesländern | © 2018 Institut für Waldbau, BOKU Wien
Die letzte Grafik zeigt die Anzahl der Waldbrände 2017 nach Bundesländern und Jahreszeiten. Demnach gab es in Kärnten besonders viele Sommerbrände (v. a. durch Blitzschlag ausgelöst) und in der Steiermark eine hohe Anzahl an Frühjahrsbränden. Im Burgenland traten Waldbrände fast nur in den Monaten März bis Mai auf, während in Salzburg und Oberösterreich der Sommeranteil unkontrollierter Feuer besonders hoch war.