Jahresrückblick 2019
Das Waldbrandjahr 2019 in Österreich lässt sich so zusammenfassen: Überdurchschnittlich viele Waldbrände (235), davon eine hohe Zahl an Blitzschlagbränden im Sommer, gleichzeitig aber eine ausnehmend geringe Gesamtbrandfläche (19 Hektar).
Das Jahr 2019 war aus meteorologischer Sicht von mehreren besonderen Ereignissen geprägt. So gab es in höheren Lagen einen schneereichen und langen Winter. Dies führte dazu, dass die Frühjahrsbrandsaison weniger intensiv ausfiel, als im langjährigen Durchschnitt. Nach einem warmen April folgte ein sehr kalter und feuchter Mai (der kälteste seit rund 25 Jahren), gefolgt vom heißesten Juni der Messgeschichte. Der Hochsommer verlief wechselhaft, gleichzeitig aber auch überdurchschnittlich warm. Die Folge waren zahlreiche Waldbrände, wovon die meisten jedoch in der Entstehungsphase gelöscht werden konnten. Der Herbst blieb ohne längere Trockenperioden und war damit brandschwach. Im November führte eine Abfolge an Tiefdruckgebieten zu extremen und teilweise rekordverdächtigen Niederschlagssummen an der Alpensüdseite. Der Jahresausklang war wetter- und brandtechnisch unauffällig.
Die meisten Waldbrände wurden 2019 im Juli verzeichnet (67 Feuer), gefolgt von Juni und April (jeweils 41). Im August gab es noch 30 unkontrollierte Brände in Waldgebieten. Am seltensten brannte es im Mai (3), Januar (2), November (2) sowie im Dezember (1). Das Bundesland mit den meisten registrierten Waldbränden war einmal mehr Niederösterreich (49), gefolgt von der Steiermark (48), Tirol (45) und Kärnten (40). Nur wenige Waldbrände wurden im Burgenland (4), Vorarlberg (4) sowie Wien (3) verzeichnet. Spannend ist hierbei, dass es erst 2018 in Vorarlberg die Rekordzahl von 23 Waldbränden gegeben hat – ein Hinweis auf die enorme Heterogenität des alpinen Waldbrandregimes, welches entscheidend von der lokalen Witterung sowie dem menschlichen Einfluss beeinflusst wird.
Auffallend ist, dass es wie in den Jahren zuvor auch 2019 eine große Anzahl an Waldbränden gegeben hat, die auf Blitzschlag zurückzuführen sind. Wenigstens 65 Brände (das entspricht 28 % sämtlicher Waldbrände dieses Jahr) wurden durch Gewitteraktivität ausgelöst. Betrachtet man nur die Sommermonate Juni bis August, so fällt das Bild noch deutlicher aus: 62 Feuer – oder 45 % aller Waldbrände – hatten Blitzschläge als Ursache.
Der größte Waldbrand des Jahres entstand am 07. Juni 2019 in der Gemeinde Zell, Klagenfurt Land, Kärnten. Knapp vier Hektar Schlagfläche und Fichten-Hochwald gerieten möglicherweise durch eine achtlos weggeworfene Zigarette in Brand. Das Feuer, das teilweise auch auf die Baumkronen übergriff, konnte erst nach drei Tagen gelöscht werden. Der ausgedehnteste Flurbrand ereignete sich am 05. Juli in der Gemeinde Ebenfurth, Wiener Neustadt Land, Niederösterreich. Getreidefelder im Ausmaß von dreizehn Hektar wurden ein Raub der Flammen.
Im langjährigen Vergleich gab es 2019 überdurchschnittlich viele Waldbrände. 235 Feuer wurden bis heute gezählt. Die obige Grafik zeigt einen scheinbaren Anstieg der Zahl an Brandereignissen in den letzten Jahren. Dabei muss aber beachtet werden, dass aus den 1990er Jahren zahlreiche Brände – vor allem Kleinbrände – aufgrund fehlender Daten nicht erfasst werden konnten.
Trotz der (für österreichische Verhältnisse) großen Zahl an Waldbränden blieb die insgesamt betroffene bzw. verbrannte Fläche mit nur 19 Hektar außerordentlich gering und liegt sogar unter den 20 Hektar aus dem Jahr 2018. Man muss bis 2005 zurückgehen, um eine noch kleinere Gesamtbrandfläche zu finden (14 Hektar). Zudem gab es 2019 kaum Kronenfeuer. In den meisten Fällen handelte es sich um Erdfeuer oder Bodenfeuer mit geringer/mäßiger Brandintensität, es verbrannte also in erster Linie die bodennahe Vegetation. Folgende Ursachen für die große Zahl an Bränden bei gleichzeitig geringer Brandfläche und Brandintensität werden vermutet:
- Der schneereiche Winter sowie der ausnehmend nasse Mai. Dadurch war im Sommer genug Tiefenwasser vorhanden, die Bäume waren trotz Trockenheit nicht anfällig für Trockenstress, was die Gefahr von sich rasch ausbreitenden Feuern und Vollbränden reduziert.
- Rund die Hälfte der Waldbrände im Sommer wurden durch Blitzschläge ausgelöst. Diese vornehmlichen Schwelbrände konnten meist in der Entstehungsphase gelöscht werden.
- Der Sommer war im Mittel zu trocken, gleichzeitig gab es aber keine längeren Trockenphasen. Auch wenn die Niederschläge unergiebig ausgefallen sind, regnete es doch immer wieder. Eine feuchte erdnahe Streuschicht erschwert die Brandentstehung und Ausbreitung.
- Der Sommer war generell windschwach. Starker Wind ist aber ein entscheidender Faktor für eine rasche Ausbreitung und hohe Brandintensität.
- Die Effizienz der Feuerwehren. Auch dieses Jahr hat sich gezeigt, dass die österreichischen Feuerwehren sehr gut aufgestellt sind und die meisten Waldbränden noch in der Anfangsphase bekämpft und gelöscht werden können.