Trotz Hitzewelle: Geringe Brandgefahr
In Teilen Österreichs erreichen die Temperaturen seit mehr als einer Woche über 30°C. Die aktuelle Hitzewelle dürfte noch bis zum Wochenende anhalten. Dennoch ist die Waldbrandgefahr überwiegend gering.
Vereinzelt kann die Waldbrandgefahr in den kommenden Tagen – speziell im Bereich südexponierter, offener Nadelwaldbestände sowie generell in Kiefernwäldern – ein mäßiges Niveau erreichen. Aber auch in diesem Fall sind nur wenige Kleinbrände zu erwarten. Die Gründe hierfür sind vielfältig und können folgendermaßen zusammengefasst werden:
1. Feuchtes, kühles und sonnenscheinarmes Frühjahr: Ein nasser Jahresbeginn, so wie heuer der Fall, wirkt sich das restliche Jahr auf die Waldbrandgefahr aus. Vor allem Bäume und Sträucher profitieren von der hohen Bodenfeuchtigkeit in tieferen Schichten und können damit spätere Hitzetage überdauern, ohne auszutrocknen und damit die Brandgefahr zu erhöhen. Wenig Sonnenschein führt zudem zu einer geringeren Verdunstung.
2. Feucht-kalte erste Augustdekade: Anfang August sind im ganzen Land ergiebige Niederschläge gefallen, teilweise mehr als in einem gesamten August. Diese Feuchtigkeit hält sich im Boden und in den Pflanzen, was vielerorts an der für Ende August sehr grünen Vegetation erkennbar ist. Dadurch verringert sich die Entstehungsgefahr, genauso wie das Ausbreitungspotenzial von Waldbränden. Für eine hohe Waldbrandgefahr müssten – auch angesichts des sinkenden Sonnenstandes – ungefähr ein Monat Trockenheit und überdurchschnittliche Temperaturen herrschen, was sehr unwahrscheinlich ist.
3. Aktuelle Hitzewelle: Aufgrund der länger werdenden Nächte und der gradientschwachen Wetterlage handelt es sich um keine „trockene“ Hitzewelle, da bereits Morgentau auftritt und die Luftfeuchtigkeit erhöht ist. Eine hohe Luftfeuchtigkeit reduziert die Entstehungs- und Ausbreitungsgefahr von Waldbränden. Zudem herrschen windschwache Bedingungen vor. Wind ist aber der entscheidende Faktor für eine höhere Verdunstungsrate und eine rasche Brandausbreitung sowie hohe Brandintensität.
4. Gewitter & Faktor Mensch: Im Sommer werden in Österreich bis zu 50% aller Waldbrände durch Blitzschläge ausgelöst. Aktuell ist die Gewitteraktivität jedoch sehr gering. Gemäß der ALDIS-Statistik könnte 2023 sogar das Jahr mit der geringsten Zahl an Wolke-Erde-Blitzen seit Beginn der Messungen werden. Zudem ist davon auszugehen, dass bei Hitzewellen weniger Menschen im Wald unterwegs sind, wodurch auch weniger potenzielle Zündquellen (z. B. Zigaretten, Lagerfeuer) eingebracht werden.
5. Tote vs. lebende Biomasse: Im Brandfall entzündet sich zunächst die feine, trockene und abgestorbene Vegation, das sind dürres Gras, herabgefallene Nadeln/Blätter, ausgetrocknete Moospolster u. dgl. In Jahren mit viel Niederschlag bzw. keinen langen Trockenperioden im Frühjahr/Sommer (wie 2023 der Fall) weisen speziell Wiesenflächen mehr lebende (grüne) Pflanzen auf. Grüne Pflanzen haben einen deutlich höheren Wassergehalt und sind damit schwerer entzündlich.
In Summe ist es daher nicht verwunderlich, dass in den letzten Wochen bis auf vereinzelte Entstehungsbrände keine Waldbrände verzeichnet worden sind und das Jahr 2023 das brandschwächste seit 2005 werden dürfte.