Definition von Waldbränden
Manche Brandereignisse, die in den Medien oder in Feuerwehrberichten als Flurbrand tituliert sind, werden in unserer Statistik als Waldbrand geführt – oder umgekehrt. Der Grund liegt in der unterschiedlichen wissenschaftlichen Definition eines Waldbrandes. Für die österreichische Waldbrand-Datenbank und vergleichbar mit anderen mitteleuropäischen Ländern wie der Schweiz oder Deutschland lautet sie wie folgt:
Ein Waldbrand ist jedes sich unkontrolliert ausbreitendes Feuer, das zumindest teilweise Wald bzw. Waldboden erfasst, unabhängig vom Brandtyp (Schwelbrand, Boden-/Lauffeuer, Kronenfeuer/Vollbrand), der Ursache, dem Vegetationstyp (auch Grasbrand unterhalb eines Hochwaldes, Feuer auf einer Kahlschlagfläche oder im Windschutzgürtel) sowie der Brandfläche (z. B. auch Wurzelstockbrand oder Brand eines Einzelbaums durch Blitzschlag).
- Mischformen und unklare Fälle werden als Wald-/Flurbrand erfasst.
- Lagerfeuer, brennende Holzstapel, Raum-/Ast-/Heuhaufen oder Gebäude-/Fahrzeugbrände, bei denen das Feuer nicht auf den Waldbestand übergreift bzw. die Vegetation nur durch die Hitze des Brandherds geschädigt wird, gelten im wissenschaftlichen Kontext nicht als Waldbrände.
- Wenigstens 5 % der Gesamtbrandfläche (ab 3000 m² zumindest 300 m²) müssen Wald sein, andernfalls handelt es sich um einen reinen Flurbrand.
Die Brandart bezeichnet, ob es sich z. B. um einen Wald- oder Flurbrand gehandelt hat. Der Brandtyp gibt an, welche Brandform (Schwelbrand, Bodenfeuer, Kronenfeuer) aufgetreten ist. Anhand der Ausmaße bzw. Flächengröße eines Waldbrandes und gemäß der Definition am Institut für Waldbau sowie dem ExtremA-Bericht können überdies Waldbrand-Kategorien für österreichische Verhältnisse definiert werden:
- Entstehungsbrand: weniger als 0,03 Hektar (bzw. 300 m²)
- Kleinbrand: größer oder gleich 0,03 ha, aber weniger als 0,3 ha
- Mittelbrand: 0,3 ha < 3 ha
- Großbrand: 3 ha < 30 ha
- Extrembrand: ≥ 30 ha; überdies muss es zu einer nachhaltigen Veränderung der Vegetationszusammensetzung kommen
Der weitere Beitrag befasst sich mit Hintergrundinformationen zur Definition von Waldbränden und die Einordnung von Bränden und Brandarten in der österreichischen Waldbrand-Datenbank.
Im Englischen, speziell in feuergeprüften Ländern wie den USA oder Australien, wird als Synonym für Vegetationsbrände häufig WILDFIRE verwendet. Dieser Begriff umfasst sowohl Wald‑, als auch Busch- und Wiesenbrände. Im Deutschen gibt es allerdings keine passende Übersetzung. Meist wird in Europa der Weg beschritten, die Brandart anhand des Brandortes festzulegen (siehe oben).
Die österreichische Waldbrand-Datenbank am Institut für Waldbau, Universität für Bodenkultur, folgt diesem Schema und orientiert sich an den Bestimmungen des österreichischen Forstgesetzes. Demnach ist Wald nicht nur die klassische geschlossene Hochwaldfläche, sondern auch Jungwuchs, Niederwald, Windschutzgürtel oder Blößen (häufig Kahlschlagflächen). In der Regel umfasst Wald zumindest 1000m² und weist eine Breite von zehn Metern auf.
Im Zweifelsfall, oder wenn sowohl Flur als auch Wald betroffen sind, wird die Kategorie Wald-/Flurbrand gewählt. Hier muss der Anteil der betroffenen Waldfläche mindestens 10 % der Gesamtfläche (oder wenigstens 3000 m²) betragen, andernfalls wird das Brandereignis als reiner Flurbrand geführt. Bei der Eingabe der Brandfläche kann zwischen Gesamtbrandfläche und Waldbrandfläche unterschieden werden, um eine klare Trennung zu ermöglichen.
Brände im alpinen Raum an der Waldgrenze, etwa im Bereich von Latschenfeldern, scheinen als Wald-/Latschenbrand auf. Bahnböschungsbrände, die auf den Wald übergreifen, werden mit Bahndamm-/Waldbrand bezeichnet. Unkontrollierte Brände von Wiesen, Feldern, Schilf oder Sträuchern werden hingegen als Flurbrand abgespeichert.
Einige Beispiele von Bränden in der Vergangenheit und ihre Einordnung in der österreichischen Waldbrand-Datenbank:
- Brand eines Holzstapels im Wald? -> Wird nicht aufgenommen.
- Brand eines Holzstapels im Wald, wobei das Feuer auf den Waldboden oder den Bewuchs übergreift? -> WALDBRAND.
- Verlassenes Lagerfeuer im Wald? -> Wird nicht aufgenommen.
- Verlassenes Lagerfeuer im Wald, wobei sich das Feuer als Glimmbrand auf einige Quadratmeter ausbreitet? -> WALDBRAND.
- Brand eines einzelnen Baumes im Wald durch Blitzschlag? -> WALDBRAND.
- Bodenfeuer in einem Fichten-Jungwuchs? -> WALDBRAND.
- Kleiner Schwelbrand auf einer offenen Schlagfläche? -> WALDBRAND.
- Ausschließlich die Bodenstreu, also trockenes Gras oder Laub brennen/glimmen in einem Hochwald? -> WALDBRAND.
- Wiesenbrand, der geringfügig (20% der Fläche) auf den Wald übergreift? -> Wald-/Flurbrand.
- Unklar, ob nur Wiese/Sträucher oder auch Waldfläche betroffen sind? -> Wald-/Flurbrand.
- Brand im Übergangsbereich von Wiese/Sträuchern zum Wald? -> Wald-/Flurbrand.
- Feuer auf einer waldähnlichen Parkfläche? -> Wald-/Flurbrand.
- Brand an der Wald-/Baumgrenze oder Latschenbrand? -> Wald-/Latschenbrand.
- Bahndammbrand, der sich auf Waldfläche ausbreitet? -> Bahndamm-/Waldbrand.
- Bahndammbrand, der auf Sträucher übergreift? -> Bahndamm-/Flurbrand.
- Großflächiger Wiesen- oder Feldbrand? -> Flurbrand.
- Wiese mit dichtem Buschwerk brennt? -> Flurbrand.
- Vollbrand einer Thujenhecke in einem Garten? -> Flurbrand.
- Brand von mehreren Hektar Schilf? -> Flurbrand.
Alle Brände, bei denen Wald vermutlich (mit) betroffen war, scheinen in der öffentlich zugänglichen Waldbrand-Datenbank der BOKU als Waldbrand auf (HIER geht es zur Fire Database) – also auch Wald-/Flurbrände, Wald-/Latschenbrände und Bahndamm-/Waldbrände.