Waldbrand-Gefährdungskarte für Österreich (1)
Im Jahr 2020 wurde vom Institut für Waldbau der BOKU Wien erstmals eine Risikokarte für Waldbrände in Österreich auf Bezirksebene erstellt. Hierbei wurden die Anzahl an Waldbränden, die Brandflächen sowie der Anteil von Schutzwald berücksichtigt. In Kooperation mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) sowie dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) hat das Institut für Waldbau der BOKU Wien nun die Grundlagen für eine Modellierung der Waldbrandgefährdung auf Gemeindeebene erarbeitet.
Für die detailliertere Abschätzung der Waldbrandgefährdung auf Gemeindeebene sind fünf Basiskarten erstellt worden:
- Die meteorologische Entstehungsgefahr von Waldbränden (Basiskarte 1)
- Die sozioökonomische Entstehungsgefahr von Waldbränden (Basiskarte 2)
- Die Entstehungsgefahr aufgrund von Blitzschlägen (Basiskarte 3)
- Die Entstehungsgefahr aufgrund der Vegetation (Basiskarte 4)
- Die Exposition von Siedlungsräumen und Infrastrukturen (Basiskarte 5)
Für die erste Basiskarte wurden die Tageswerte des kanadischen Fine Fuel Moisture Code (FFMC) als Indikator der meteorologischen Entstehungsgefahr von Waldbränden über sechs Jahre (2016–2021) für jede 1x1km INCA-Rasterzelle ermittelt und in die Gefahrenstufen 1 (sehr gering) bis 5 (sehr hoch) anhand der Verteilung und des Auftreten der einzelnen Tageswerte eingeteilt. Die Karte stellt die Anzahl an Tagen in den Gefahrenstufen 4 und 5 dar.
Die zweite Basiskarte stellt die sozioökonomische Entstehungsgefahr von Waldbränden in Österreich dar. Hierbei wurde auf einen statistischen Ansatz mit logistischen Regressionen zurückgegriffen und unterschiedliche Parameter (nieder- und hochrangiges Straßen- und Bahnnetz, Wanderwege, Einwohner, Übernachtungen, Seilbahnen und Forststraßen) hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Auftreten von anthropogen verursachten Waldbränden untersucht worden. Insgesamt konnten 1232 Waldbrände (Zeitraum 2000–2020) analysiert werden. Dabei wurde überprüft, wie die unabhängigen sozioökonomischen Faktoren mit dem Auftreten der Brände zusammenhängen. Die Karte zeigt das Ergebnis der Analyse auf Gemeindeebene in fünf Gefährdungsstufen.
Die dritte Basiskarte stellt den natürlichen Auslösefaktor Blitzschlag dar. Anhand der topografischen Verteilung der Blitzschlagbrände in Österreich von 2001 bis 2020 wurde eine Karte mit einer räumlichen Auflösung von 100x100m erstellt, wobei die Parameter Seehöhe, Hangneigung und Exposition in die Bewertung der Entstehungsgefahr eingeflossen sind. Für die Karte sind die Ergebnisse auf Gemeindeebene in fünf Stufen generalisiert worden.
Für die vierte Basiskarte wurde die Wahrscheinlichkeit der Waldbrandentstehung anhand der vorhandenen Vegetation abgeschätzt. Der in einer Gemeinde am häufigsten vorkommende Waldtyp bezogen auf die 100 x 100m Zellen mit Waldbestand war bestimmend für die Einschätzung der Gefahrenstufe einer Gemeinde. Zudem wurden einzelne Waldtypen (v. a. der Anteil von Kiefernbeständen) als Korrekturfaktor berücksichtigt. Die Karte zeigt die Ergebnisse auf Gemeindeebene.
Die fünfte Basiskarte stellt die Gefährdung bzw. Exposition von Siedlungsräumen und Infrastrukturen dar. Hierzu wurde das Vorkommen von Gebäuden bzw. Siedlungsraum, Hochspannungsleitungen, Autobahnen, Bahnnetz und Mobilfunkmasten auf Gemeindeebene berücksichtigt, um in Abhängigkeit der jeweils angrenzenden Waldflächen die Exposition darstellen zu können. Aus den in einer Gemeinde liegenden 100x100m Rasterzellen wurde die bedingte Wahrscheinlichkeit für die potentielle Gefährdung von Siedlungen und Infrastruktur bei Entstehung eines Waldbrandes ermittelt und in einer Karte mit fünf Stufen dargestellt.
Die fünf vorliegenden Basiskarten können kombiniert werden, um eine Abschätzung der Waldbrandgefährdung auf Gemeindeebene durchzuführen. Je nach Zielsetzung ist eine unterschiedliche Gewichtung der Basiskarten möglich, um bspw. eine Variante für die Unterstützung von Einsatzorganisationen oder zur Bewusstseinsbildung zu erstellen.