WALDBRÄNDE ALLGEMEIN
# Was ist ein Waldbrand und wie wird er definiert?
Ein Waldbrand ist ein unkontrolliertes Feuer in einem Waldgebiet / auf Waldboden (auch auf einer Kahlschlag‑, Jungwuchsfläche oder im Windschutzgürtel), unabhängig vom Brandtyp (Schwelbrand, Bodenfeuer, Kronenfeuer), der Ursache (anthropogen/natürlich) oder der Flächengröße (z. B. auch Wurzelstockbrand oder Einzelbaumbrand durch Blitzschlag). Im englischsprachigen Raum hat sich statt „forest fire“ der Begriff wildfire durchgesetzt, womit auch Brände in Buschlandschaften, auf landwirtschaftlichen Flächen und Wiesen inkludiert sind. In der deutschen Sprache gibt es keine passende Analogie dazu. Entsprechend werden Feuer auf Wiesen, Feld- und Schilfbrände sowie Bahndamm- und Strauchbrände in Mitteleuropa als Flurbrände bezeichnet. Nähere Informationen zur Problematik der Definition von Waldbränden finden sich HIER.
# Welche Arten von Waldbränden gibt es?
Die Brandart bezeichnet, ob es sich z. B. um einen Wald- oder Flurbrand gehandelt hat. Der Brandtyp gibt an, welche Brandform aufgetreten ist. Man unterscheidet: 1) Schwelbrände (Erdfeuer/Humusbrand) 2) Boden-/Lauffeuer 3) Kronenfeuer oder Vollbrand. Diese Brandtypen können auch gemeinsam auftreten. Eine einheitliche Definition existiert nicht. Manchmal werden auch Stammfeuer separat geführt. Kronenfeuer können passiv sein, wobei nur einzelne Baumkronen Feuer fangen, und aktiv, wenn sich die Flammen in den Baumkronen weiter ausbreiten. Ein Vollbrand bezeichnet die Kombination von Boden- und Kronenfeuer. Ein aktives Kronenfeuer tritt nur in Verbindung mit extremen Wetterbedingungen auf und ist unter mitteleuropäischen Verhältnissen selten. Ein Flugfeuer (engl. spot fire) bedeutet, dass es durch Funkenflug zu Sekundärbränden vor der eigentlichen Flammenfront kommt. Auch dies ist unter mitteleuropäischen Verhältnissen sehr selten.
Anhand der Ausmaße bzw. Flächengröße eines Waldbrandes und gemäß der Definition am Institut für Waldbau sowie dem ExtremA-Bericht können für österreichische Verhältnisse Waldbrand-Kategorien definiert werden:
- Entstehungsbrand: weniger als 0,03 Hektar (bzw. 300 m²)
- Kleinbrand: größer oder gleich 0,03 ha, aber weniger als 0,3 ha
- Mittelbrand: 0,3 ha < 3 ha
- Großbrand: 3 ha < 30 ha
- Extrembrand: ≥ 30 ha; überdies muss es zu einer nachhaltigen Veränderung der Vegetationszusammensetzung kommen
# Wodurch werden Waldbrände ausgelöst?
Hauptverursacher von Wald- und anderen Vegetationsbränden ist der Mensch. Weltweit gesehen gehen rund 95% aller Brände direkt oder indirekt auf den menschlichen Einfluss zurück, in Österreich sind es 83%. Während in den Tropen gezielte Brandrodung eine entscheidene Rolle spielt, werden in Südeuropa oft Brandstiftungen vermutet. Generell stellen achtlos weggeworfene Zigaretten, Lagerfeuer oder Abbrennarbeiten eine potenzielle Gefahr dar. Ebenso können Feuer durch gerissene Stromleitungen, Funkenflug bei Zügen, heiße Asche, Silvesterraketen oder im Zuge von Militärübungen entstehen. Auch Blitzschlag ist als Auslöser von Waldbränden relevant und kann ich manchen Regionen – etwa im nördlichen Kanada – der Hauptverursacher von Waldbränden sein. In Österreich werden 15% aller Waldbrände durch Blitzschläge ausgelöst.
# Können Glasscherben oder ‑flaschen Waldbrände auslösen?
Eine Brandauslöse ist sehr unwahrscheinlich. Entsprechende Untersuchungen haben gezeigt, dass die auftretenden Temperaturen kaum für eine Entzündung ausreichen. Dazu kommen Faktoren wie die Trübung und Verschmutzung der Flaschen/Glasreste oder ein suboptimaler Abstand zum entzündbaren Material. Zumindest in gemäßigten Breiten sind Feuer durch Glasscherben äußerst unwahrscheinlich. Wassergefüllte Plastikflaschen können unter Umständen eine ausreichende Zündtemperatur erreichen, unter realen Bedingungen ist aber auch hier eine Brandentstehung nicht zu erwarten. Nähere Informationen zur Krux mit den Glasscherben finden sich HIER.
# Was ist das Wildland-Urban-Interface und welche Bedeutung hat es?
Das Wildland-Urban-Interface (WUI), auf Deutsch etwa „Kontaktbereich zwischen Naturlandschaft und urbanem Raum“, bezeichnet jene Gebiete, in denen (Wald-)Vegetation nahe an Siedlungen oder Infrastrukturen heranreicht. In Österreich kann man eine solche Situation etwa am Rand vieler Städte beobachten. Aus anderen Ländern ist längst bekannt, dass das WUI die kritischste Zone bei der Entwicklung von Wald- und Buschbränden ist. Hier fällt eine hohe Entstehungsgefahr (durch den menschlichen Einfluss) mit einer hohen Schadensexposition (über Gebäude und Infrastrukturen) zusammen. Handelt es sich auch noch um eine brandgefährdete Vegetation, können sich speziell unter Windeinfluss schadensträchtige und mitunter tödliche Waldbrände entwickelt. Auch in Österreich ist davon auszugehen, dass die Problematik des WUI in Zukunft an Brisanz gewinnen wird.
# Wo gibt es die meisten Wald- und Flurbrände auf der Welt?
Die meisten Feuer pro Jahr gibt es in den wechselfeuchten Tropen, aber auch in trockenen Steppengebieten. Der menschliche Einfluss, respektive gelegte Brände, spielt hier eine große Rolle. In der Taiga des Nordens wüten ebenfalls regelmäßig großflächige Waldbrände. In der subarktischen Tundra treten Erdfeuer bzw. Humusbrände auf, die im Extremfall Jahre andauern können, da sie auch unter einer Schneedecke weiterschwelen. Daneben sind einige Gebiete in Kalifornien, Chile, Australien oder das Mittelmeergebiet als „Feuer-Hotspots“ zu bezeichnen.
WALDBRÄNDE IN ÖSTERREICH
# Wie viele Waldbrände gibt es pro Jahr in Österreich?
Im Schnitt der vergangenen Jahre wurden etwa 220 Waldbrände jährlich gezählt. Die meisten der Feuer bleiben klein und können von den Feuerwehren rasch gelöscht werden. Fast jedes Jahr treten aber auch Waldbrände mit mehreren Hektar Brandfläche auf. Die Bekämpfung großflächiger Waldbrände kann viele Tage andauern und hohe Kosten bei der Brandbekämpfung und der Nachbehandlung von geschädigten Flächen verursachen.
# Wo gibt es die meisten Waldbrände?
Die größte Dichte an Waldbränden findet man im südlichen Niederösterreich im Bereich der Schwarzkiefernwälder, aber auch an den Hängen des Inntals um Innsbruck. Daneben sind einige Regionen von Kärnten und der Steiermark besonders häufig von Waldbränden betroffen. Weniger oft brennt es in Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich und dem Burgenland. Aber selbst in Wien treten immer wieder Waldbrände auf – etwa in der Lobau oder im Wienerwald bei Liesing.
# Was sind die Ursachen für Waldbrände?
Die häufigste Brandursache von Waldbränden ist Österreich sind achtlos weggeworfene Zigaretten. Rund ein Viertel aller Waldbrände der letzten Jahre dürfte auf Glimmstängel zurückzuführen sein. Daneben spielen außer Kontrolle geratene Feuer eine wichtige Rolle. Ebenso relevant sind Brandstiftung (ca. 15% der anthropogen verursachten Brände), heiße Asche, Funkenflug von Zügen, gerissene Stromleitungen, Lager- oder Sonnwendfeuer und Silvesterraketen. Auch Militärübungen oder Munitionsreste lösen immer wieder Brände aus. Die einzig relevante natürliche Ursache von Waldbränden in Österreich sind Blitzschläge. 17% aller jährlichen Waldbrände sind auf Gewitteraktivität zurückzuführen. In den Sommermonaten kann der Anteil bis zu 50% betragen.
# Wann treten die meisten Waldbrände auf?
In der Regel gibt es in Österreich zwei Brandspitzen. Die erste tritt im März und April auf, die zweite im Juli und August. Im Frühjahr fängt zumeist die trockene Streu oder das Altgras des Vorjahres Feuer, während im Sommer die Vegetation bei Hitzewellen und Dürreperioden ausgetrocknet sein kann. Mitunter gibt es einen weiteren Peak bei der Häufung von Bränden im Spätherbst oder Winter – wie beispielsweise Ende 2015 geschehen, als nach wochenlanger Trockenheit Dutzende Waldbrände verzeichnet wurden.
# Können Waldbrände in Österreich so dramatische Ausmaße annehmen, wie es in den letzten Jahren z. B. in Portugal oder Kalifornien geschehen ist?
Das ist unwahrscheinlich. Die Waldstruktur ist in Österreich durch die kleinflächige Parzellierung sehr heterogen und potenzielle Feuer geraten immer wieder an natürliche, brandhemmende Barrieren. Auch wird der Wald in Österreich gut durch Forststraßen erschlossen, die eine rasche und effektive Brandbekämpfung ermöglichen. Daneben ist das Feuerwehrwesen in Österreich eines der besten und schlagkräftigsten der Welt. Die meisten Waldbrände können noch in der Entstehungsphase bekämpft und unter Kontrolle gebracht werden.
Weitere Informationen und Statistiken zu Waldbränden in Österreich, finden sich auf der Seite des Instituts für Waldbau, Universität für Bodenkultur Wien.
WALDBRAND-DOKUMENTATION
# Seit wann werden Waldbrände in Österreich erhoben?
Bereits vor und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von Dr. Walter Grabherr Erhebungen und Untersuchungen zu Waldbränden in Österreich durchgeführt. Später gab es keine vollständige Dokumentation mehr. Vielfach wurden nur Einzelerhebungen und Sukzessionsstudien auf ausgewählten Flächen durchgeführt (etwa nach dem Brand 1998 im Naturwaldreservat Potokkessel, Kärnten). Erst seit 2008 werden sämtliche Waldbrände in Österreich am Institut für Waldbau, Universität für Bodenkultur Wien, erfasst. Inzwischen erstreckt sich die Datenreihe über mehr als 200 Jahre, wobei ab 1993 eine umfassende Dokumentation vorhanden ist. In Summe konnten bislang über 7000 Brände erfasst werden. Die öffentlich zugängliche Waldbrand-Datenbank Österreich ermöglicht die Abfrage der erhobenen Daten sowie die Erstellung von Statistiken und Grafiken.
# Kann ich mir bekannte Waldbrände in Österreich melden?
Ja. Am einfachsten ist die Nutzung des Waldbrand-Formulars auf unserer Seite fire.boku.ac.at. Unter dem Menüpunkt WALDBRANDmeldung können Informationen und Bildmaterial aktueller oder historischer Wald- und Flurbrände an uns weitergeleitet werden.
WALDBRAND-GEFAHR
# Welche Parameter sind für die Waldbrandgefahr relevant?
Wenn von Waldbrandgefahr gesprochen wird, ist meist nur die meteorologische Entstehungsgefahr von Waldbränden gemeint. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass die Entstehung von Waldbränden umso wahrscheinlicher ist, je heißer und trockener es ist. Ausgedrückt wird das über die Feuchtigkeit des Streumaterials, also der am Boden liegenden Blätter, Nadeln sowie Gras, Moos und dergleichen. Für die Entstehung von Waldbränden braucht es aber auch einen Auslöser, eine Zündquelle – kein Brand entsteht allein aufgrund Hitze und Trockenheit! In den meisten Fällen bedeutet das die direkte oder indirekte Brandauslöse durch den Menschen, manchmal auch durch Blitzschläge. Will man die Waldbrandgefahr umfassend beschreiben, muss auch auf das Brandverhalten, das sich im Wesentlichen aus der Ausbreitungsgefahr und der erwarteten Brandintensität zusammensetzt, Rücksicht genommen werden. Diese beiden Parameter hängen vor allem mit der Art, der Struktur und dem Zustand der Vegetation, der Topografie und dem Wind ab. Zuletzt muss abgeschätzt werden, welche negativen Auswirkungen potenzielle Waldbrände in einem Gebiet haben können – die Vulnerabilität von Mensch und Infrastruktur. Alle genannten Faktoren werden in integrierten Systemen zur Abschätzung des Waldbrandrisikos (Integrated Fire Risk assessment System, IFRS) zusammengefasst, siehe angefügte Grafik:
# Wann ist die Waldbrandgefahr besonders hoch?
Eine hohe Waldbrandgefahr tritt dann auf, wenn eine lange Trockenperiode in Verbindung mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen und starker Wind (z. B. Föhn) zusammentreffen. In diesem Fall ist nicht nur die Entstehungsgefahr von unkontrollierten Feuern hoch, sondern auch die Ausbreitungsgefahr. Ebenso ist eine hohe Brandintensität zu erwarten. Gefährliche Kronenfeuer/Vollbrände können die Folge sein.
# Warum gibt es Flurbrände, wenn die Brandgefahr gering ist?
Die meisten Vorwarnsysteme, wie das der GeoSphere Austria, beschreiben nur die Gefahr für das Auftreten von Bränden in Waldökosystemen. Flurbrände (also Wiesen‑, Feld‑, Hecken‑, Strauch- oder Schilfbrände) können im Extremfall ein, zwei Tage nach ergiebigen Niederschlägen auftreten. Feines, sonnen- und windexponiertes Brennmaterial erreicht rascher eine brandfördernde Trockenheit, als es im Waldinneren der Fall ist. Dies ist auch der Grund, weshalb in Trockenzeiten zunächst eine Zunahme an Flurbränden zu beobachten ist und erst ein, zwei Wochen später relevante Waldbrände auftreten.
# Was bedeutet eine „hohe“ Waldbrandgefahr?
Grundsätzlich meint eine hohe Brandgefahr, dass die Vegetation derart trocken ist, dass die Glut einer Zigarette ausreichen kann, um einen Waldbrand zu entfachen. Allerdings beruht die Feuergefahr auf verschiedenen Faktoren, etwa auf dem aktuellen und vergangenen Wettergeschehen, der Bodenfeuchtigkeit, der Struktur und Art der Vegetation, der Topografie und dem Einfluss des Menschen. Zudem muss zwischen der Entstehungsgefahr und dem Feuerverhalten (Ausbreitungsgefahr bzw. Brandintensität) unterschieden werden. Ebenso macht es einen Unterschied, ob man auch die Flurbrandgefahr berücksichtigt – sie steigt deutlich rascher an. In den meisten derzeit verfügbaren Systemen zur Abschätzung der Waldbrandgefahr wird nur die Meteorologie bzw. die Entstehungsgefahr berücksichtigt. Zudem ist die räumliche Auflösung ungenügend, um die tatsächliche Feuergefahr in einem heterogenen Bergland wie Österreich abzubilden. Die Problematik der Abschätzung der Waldbrandgefahr haben wir HIER ausführlich behandelt. In naher Zukunft soll im Rahmen verschiedener Projekte ein verbessertes Waldbrand-Vorwarnsystem entstehen.
WALDBRAND-VORBEUGUNG
# Wie können Waldbrände verhindert werden?
Um der Entstehung von Waldbränden und Ereignissen mit hoher Brandintensität vorzubeugen, gibt es verschiedene Methoden und Herangehensweisen. Langfristig wird oft eine Veränderung der Vegetationszusammensetzung forciert, indem beispielsweise mehr Laubhölzer einbracht werden. Weitere Strategien sind eine verstärkte Waldpflege (z. B. Entfernung von Schlagmaterial) oder das gezielte Anlegen von Brandschutzstreifen. In besonders brandgefährdeten Gebieten – etwa entlang von Bahntrassen – kann zudem ein gezieltes und kontrolliertes Abbrennen der Niedervegetation stattfinden, wie es jedes Jahr im südlichen Niederösterreich durchgeführt wird. Daneben sind Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung der Bevölkerung wichtige Aspekte, um der Entstehung von Waldbränden vorzubeugen.
Mehr Informationen zu Waldbrandvorsorge und ‑management sowie den Herausforderungen und Lösungsansätze finden sich in der EUSALP Publikation Waldbrände in den Alpen.