Begutachtung Waldbrandfläche Saubersdorf
Am frühen Nachmittag des 07. April 2020 ereignete sich der flächengrößte und intensivste Waldbrand seit dem Brand bei Lurnfeld im Frühjahr 2015: Bei Saubersdorf im südlichen Niederösterreich brach ein Vollbrand im Schwarzkiefernwald aus. Vor wenigen Tagen hat eine Begutachtung der Brandfläche durch Waldbrandforscher des Instituts für Waldbau an der Universität für Bodenkultur Wien stattgefunden.
Lage der Brandfläche (rote Ellipse) südwestlich von Wiener Neustadt | Karte © openstreetmap.org
Die Brandfläche wurde gemeinsam mit dem Bezirksförster, Bezirksbrandermittler und Einsatzkräften der Feuerwehr begangen. Das Feuer brach auf einer Offenfläche, entstanden durch einen Waldbrand im Jahr 2013, aus und griff durch den lebhaften Wind rasch auf eine Jungwald- bzw. Dickungsfläche über. Als Brandursache wird (Stand 20.04.2020) entweder eine achtlos weggeworfene Zigarette oder Brandstiftung angenommen.
Von dort übersprangen die Flammen die Brandschneise zwischen den Waldstücken und erfassten einen Altbestand sowie weitere Dickungsflächen. Besonders im Jungwald trat verbreitet Kronenfeuer auf. Ebenso wurde intensiver Funkenflug beobachtet, der mehrere Sekundärbrände entfachte – möglicherweise bis zu 400m vor der eigentlichen Feuerfront. Wie auf den folgenden Bildern zu erkennen, war die Brandintensität auf der Fläche sehr unterschiedlich (mehr dazu in unserem Drohnenvideo).
In Summe waren achtzehn Hektar vom Feuer betroffen, davon etwa dreizehn Hektar Hochwald. Durch den Großeinsatz von 300 Einsatzkräften von 50 Feuerwehren sowie mehreren Helikoptern konnte der Waldbrand bis zum Abend unter Kontrolle gebracht werden. Die Nachlöscharbeiten dauerten aber an und wurden erst am nächsten Tag abgeschlossen, da immer wieder versteckte Glutnester aufflackerten.
Am Institut für Waldbau an der BOKU Wien wird seit 2018 an einem integrierten System zur Abschätzung der Waldbrandgefahr gearbeitet. Dieses System läuft derzeit intern unter waldbrand.at, liefert aber bereits täglich hochaufgelöste Abschätzungen der lokalen Waldbrandgefahr auf Basis von meteorologischen Daten, Vegetation, Topografie und dem Einfluss des Menschen. Für den Tag des Ausbruchs des Waldbrandes in Saubersdorf wurde für das fragliche Gebiet eine sehr hohe Waldbrandgefahr berechnet – mit Kronenfeuern musste also gerechnet werden.
Kumulierte Waldbrandgefahr für den 07.04.2020. Gelb bedeutet eine geringe Waldbrandgefahr, orange eine mäßige, rot eine hohe und violett steht für eine sehr hohe Waldbrandgefahr. Das rote Kreuz kennzeichnet den Brandort bei Saubersdorf | Darstellung © 2020 Institut für Waldbau, BOKU Wien
Nach dem Brandaus am 08. April erfolgte eine Drohnenbefliegung durch die Waldbrandforscher der BOKU Wien. Die Aufnahmen zeigen die Dynamik und Ausdehnung des Brandes, ebenso wird Hintergrundwissen zu Waldbränden vermittelt. Das Video kann auf YouTube oder direkt hier angesehen werden: